Natur vor der Haustür – Citizen Science macht Schule
Biodiversität erleben, erforschen, erhalten
Die meisten Ziele und Instrumente im Naturschutz zielen darauf ab, seltene und/oder bedrohte Arten und Lebensräume zu schützen. Häufigere Arten, die im direkten Siedlungsumfeld des Menschen vorkommen, werden oftmals nicht berücksichtigt, obwohl auch hier Bestandsrückgänge dokumentiert worden sind. Naturnahe Gärten, Parks und andere Grünflächen sind wesentliche Refugien für Arten, die in der modernen, ausgeräumten Kulturlandschaft im Rückgang begriffen sind. Durch ihr Vorkommen in Siedlungen, besteht die Chance, dass interessierte Personen sie „vor der Haustür“ erheben. Da der Grundstein für das Interesse für Natur und Biodiversität in der Kindheit gelegt wird, ist es wichtig, bereits Kinder und Jugendliche für Artenvielfalt und Natur „vor der Haustür“ zu begeistern und sie zu „next generation citizen scientists“ zu machen. „Citizen Science“ bezeichnet Forschungsprojekte, in denen interessierte Laien oder Amateure (im Sinne vom lat. amator = „Liebhaber“) Beobachtungen melden, Messungen durchführen oder Daten auswerten.
Das Projekt verfolgte folgende Ziele:
(i) Erfassung der Biodiversität in Gärten und Parks in der Nähe der Projektschulen anhand ausgewählter Zielarten(gruppen) durch Schülerinnen und Schüler. Mit innovativen Methoden wurden Igel und ein Set leicht kenntlicher Tagfalter-, Wildbienen-, und Vogelarten erhoben. Die Methoden wurden auf ihre Eignung für die Erhebung aussagekräftiger Daten durch Schülerinnen und Schüler vom Projektteam getestet.
(ii) Analyse des Zusammenhangs zwischen dem Vorkommen der Zielarten und der Gartenbewirtschaftung und -struktur sowie der Landnutzungsstruktur der Umgebung und davon Ableitung von best practice Beispielen für eine biodiversitätsfördernde Gartenbewirtschaftung.
(iii) Erforschung der Motivation und Motivierbarkeit von Schülerinnen und Schüler für die Teilnahme an einem Citizen Science-Projekt in Gärten und Parks und generell für ein Engagement im Naturschutz.
Im Rahmen des Projekts Natur vor der Haustür wurde mit einer sehr großen Bandbreite an verschiedenen Schultypen kooperiert: von Volks-, Sonder-, Hauptschulen, Neue Mittelschulen, Gymnasien über jeweils einer Montessorischule, einer HTL und HAK/HAS in Wien und Niederösterreich. Das Forschungsdesign erforderte einen breiten Ansatz, da sowohl natur- wie sozialwissenschaftliche und fachdidaktische Fragestellungen untersucht wurden. Befragungen und Felderhebungen wurden nach einer fundierten Einschulung der Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler mit spielerischen Methoden in erster Linie von den Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Ergänzende Parameter (wie die Ausstattung der Umgebung) wurden vom Forscherteam mit Studierenden erhoben und analysiert. Grundprinzipien waren einerseits, Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler das Projektdesign in jeder Phase mitgestalten zu lassen, und anderseits, das Design auf längerfristige Aktivitäten der Schule, idealerweise ein langjähriges Monitoring, auszulegen.
Das Projekt sollte durch eigenständige Öffentlichkeitsarbeit der Schulen vor Ort und durch die Unterstützung der Kooperationspartner (BirdLife, LANIUS, MA22, Naturschutzbund Österreich, Natur im Garten, Niederösterreichische Naturschutzakademie) bekannt gemacht werden und dadurch zu konkreten Umsetzungsprojekten für die Verbesserung der Habitatqualität in Gärten und anderen Grünflächen führen. Die Schülerinnen und Schüler sammelten in diesem Citizen Science-Projekt nicht nur Daten über Gartenbewirtschaftung und Biodiversität in Gärten, sondern sollten auch einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für Natur im Garten leisten.
Im Rahmen des zusätzlichen Citizen Science-Bausteins „Die Igel sind los! Punks in unseren Gärten“ erhoben Bürgerinnen und Bürger das Vorkommen des Igels durch das Aufstellen einfacher Igeltunnel. Damit konnten erstmals österreichweit Verbreitungsdaten gesammelt und Empfehlungen für die igelfreundliche Gartenbewirtschaftung entwickelt werden.
Dieses Projekt ist bereits abgeschlossen.