GIVING VOICE - Inklusion durch politische Parteien?
Inklusion durch politische Parteien? Eine intersektionale Analyse deskriptiver Repräsentation am Beispiel der Kandidat/innenlisten für Nationalratswahlen in Österreich
Politische Parteien verlieren an Vertrauen und Zustimmung. Gleichzeitig kommt ihnen, indem sie unterschiedliche Bedürfnisse von möglichst vielen Bevölkerungsgruppen ins politische System einbringen, in pluralistischen Gesellschaften eine wichtige Inklusionsfunktion zu. Unter Bedingungen des sozialstrukturellen Wandels, der Veränderungen der Arbeitswelt, der internationalen Migration und Krisentendenzen in der Politik steht diese integrative Rolle politischer Parteien aber vor neuen Herausforderungen.
Das Projekt GIVING VOICE erforschte gemeinsam mit Schüler/innen, die Inklusionsfähigkeit von Parteiensystemen anhand der von Parteien erstellten Kandidat/innenlisten für Nationalratswahlen. Die Kandidat/innen werden als Vertreter/innen sozialer Gruppen im Sinne „deskriptiver Repräsentation“ verstanden, die Listen als Indikatoren für Inklusion herangezogen.
Die forschungsleitende Frage lautete: Gelingt es den Parteien sowohl alte als auch neue soziale, „intersektionale“ Gruppen in politische Prozesse zu inkludieren? Wenn ja, wie? Drei Forschungsziele wurden verfolgt: a) Überschneidungen sozialer Differenzachsen (= Intersektionen) werden als gesellschaftliches Strukturierungsprinzip erkannt und damit ein empirischer Beitrag zur Intersektionalitätsdebatte geleistet; b) Kandidat/innenlisten werden entlang von diesen Differenzachsen in Gruppenlisten übersetzt und so unter- aber auch überrepräsentierte Gruppen sichtbar gemacht; c) Mechanismen politischer Inklusion werden aufgezeigt, als Erklärungsfaktoren werden politische Gelegenheitsstrukturen, parteispezifische Aspekte sowie individuelle Ressourcen und Motivationen herangezogen. Um diese Ziele erreichen zu können, wurden von den Schüler/innen Differenzachsen diskutiert, Kandidat/innenlisten analysiert und in Gruppenlisten übersetzt sowie Interviews mit Kandidat/innen und Parteienvertreter/innen (Selektor/innen) durchgeführt.
Die nachhaltige Wirkung ist über eine Datenbank (in Kooperation mit der Universität Wien) und einen Leitfaden zur intersektionellen Analyse zukünftiger Kandidat/innenlisten gewährleistet. Datenbank wie Leitfaden stehen für weitere Forschung als auch für den politischen Bildungsunterricht zur Verfügung.
Dieses Projekt ist bereits abgeschlossen.