Peer Violence – Gewalt unter Jugendlichen aus der Perspektive von Jugendlichen
Untersuchung der Wahrnehmung alltäglicher Gewalt unter Jugendlichen und Einschätzung diesbezüglicher Interventionen durch Jugendliche unter besonderer Berücksichtigung der Variablen Gender und Migrationshintergrund
Aktuelle Forschung über Gewalt unter Jugendlichen konzentriert sich zumeist auf Häufigkeit und Ursachen von Gewalt. Die geplante Studie hat hingegen das Ziel festzustellen, wie Jugendliche selbst alltägliche Gewalt unter Jugendlichen einschätzen und wie sie diesbezügliche Interventionen bewerten. Von besonderem Interesse ist, ob und in welcher Form dabei Gender und Migrationshintergrund von Bedeutung sind.
Eine Befragung von Jugendlichen steht allerdings vor der Herausforderung, dass zum einen viele verschiedene Bedingungskonstellationen alltäglicher Gewalthandlungen zu berücksichtigen sind, und dass zum anderen mit normativ orientiertem Antwortverhalten zu rechnen ist. Der Einsatz der Vignettenmethode stellt unter diesen Bedingungen einen innovativen und erfolgversprechenden Zugang dar. Vignetten sind hypothetische Situationsbeschreibungen, die sich aus unterschiedlichen Kontextelementen, wie z. B. Art der Gewalt oder Merkmale der Akteure und Akteur/innen, zusammensetzen. Damit wird es möglich, Jugendliche nicht mit einzelnen, abstrakten Aspekten von Gewalt zu konfrontieren, sondern mit konkreten, kontextspezifischen und unterschiedlich variierten Ausprägungsformen von Gewalt.
Die Studie startete mit einer explorativen Phase, in der nach geeigneten Gewaltszenarien für die Vignetten gesucht wurde. In der qualitativen Vignettenstudie wurden einzelne, ausführlich dargestellte Vignettenszenarien im Rahmen von Gruppendiskussionen mit Jugendlichen erörtert. In der quantitativen Vignettenstudie wurden rund 1600 Jugendliche systematisch zu einer großen Anzahl an Vignettenvariationen befragt. Abschließend wurden in der Studie eingesetzte Vignetten zu Schulungsvignetten ausgearbeitet, die im Rahmen gewaltpräventiver Maßnahmen eingesetzt werden können. Ziel ist es, damit einen reflektierten Umgang mit Gewalt unter Jugendlichen zu fördern. Begleitet wurde das Projekt durch Schüler/innen und Lehrer/innen von Partnerschulen, die je nach Projektphase unterschiedliche Aufgaben übernahmen. Passend zu den verschiedenen Phasen im Untersuchungsdesign erfolgte eine intensive Beschäftigung zum Thema Gewalt im Unterricht, durch z.B. Schreiben von Aufsätzen, Gestaltung von Plakaten, Beobachtungen durch Schüler/innen, leitfadengestützte Interviews mit anderen Schüler/innen oder auch moderierte Diskussionen in der Klassengemeinschaft. Vertiefend wurden auch Workshops auf freiwilliger Basis durchgeführt. Interessierte Schüler/innen konnten auch bei der Umsetzung der qualitativen und quantitativen Vignettenanalyse unterstützend tätig sein. Zusätzlich erfolgte eine kontinuierliche Information zum Studienverlauf und Reflexion der Studienergebnisse.
Dieses Projekt ist bereits abgeschlossen.