Die Grazer Heilandskirche 1938 bis 1945
Die Grazer Heilandskirche während der Zeit des Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung der als Juden verfolgten Mitglieder
Die Einführung der Nürnberger Rassengesetze brachte auch in Österreich - seit dem „Anschluss“ im März 1938 Ostmark genannt - die Spaltung der Gesellschaft in Reichs- und Staatsbürger mit unterschiedlichen staatsbürgerlichen Rechten und Pflichten. Darüber hinaus bedeutete die in ein Gesetz gegossene rassistische Definition, wer Jude und wer „Arier“ sei, für viele einzelne Menschen, dass sie plötzlich über Nacht zu Verfolgten wurden. Entgegen ihrer selbst gewählten und bislang gelebten Identität wurden sie durch äußeren Druck zu „Juden“ im Sinne der Nationalsozialisten und damit zu Ausgestoßenen und Verfolgten.
Davon betroffen waren nicht nur Menschen ohne Konfession, sondern auch viele Mitglieder der christlichen Kirchen. Ihnen galt das besondere Augenmerk des vorliegenden Projekts. Eingebettet in die Geschichte der Grazer evangelischen Heilandskirche ab dem späten 19. Jahrhundert, die innerhalb der Stadt Graz als Minderheit verortet war, sollte das Schicksal dieser bislang marginalisierten Opfer erforscht werden.
Dabei wurde der Blick jedoch nicht nur auf Einzelschicksale und die großen historischen Rahmenbedingungen gelegt, sondern auch auf die Frage, welche Rolle die Kirchenleitung in diesem Prozess der Ausgrenzung und Verfolgung eingenommen hatte. Die dabei sich widerstreitenden Pole lagen zwischen offener Unterstützung des Regimes, Solidarität mit den Glaubensbrüdern und -schwestern, durch den NS-Terror hervorgerufenem Schweigen und Widerstand. In diesem Feld gab es für alle Beteiligten unterschiedliche Handlungs- und Spielräume, denen das Projekt nachzugehen versuchte.
Dieses Projekt ist bereits abgeschlossen.