Mit Kindern anders über Familie forschen (MiKA)
Kindliche Konzepte zu familialer Diversität
Familien sind zunehmend divers und komplex. Daraus resultieren zwei zentrale Herausforderungen für Forschung und Schulen: (1) Das Wissen darüber, wie Kinder mit dieser Komplexität umgehen und welche Familienbilder ihnen in ihrem Alltag begegnen, ist limitiert, da kindliche Perspektiven nicht ausreichend und oft nicht mit adäquaten Methoden berücksichtigt werden. (2) Lehrpersonen sind häufig mit der Diversität und Komplexität von Familien konfrontiert und auch durch den Lehrplan gefordert, diese zu thematisieren – für die didaktische Umsetzung im Unterrichtsalltag fehlen jedoch unkompliziert einsetzbare Materialien. Das Projekt „Mit Kindern anders über Familie forschen (MiKA)“ adressiert diese Herausforderungen.
Basierend auf einem partizipativen Konzept wird gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der dritten und vierten Schulstufe der Volksschule zur Diversität von Familien geforscht. In Kooperation mit Lehramtsstudierenden der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien wird ein didaktisch einfach zu verwendendes Kartenset entwickelt: “Familie Kunterbunt. Entdeckungskarten zur Diversität von Familien”. Die Schüler*innen forschen in vier mit verschiedenen innovativen Methoden: Im Rahmen einer „Schatzsuche“ suchen sie nach Darstellungen von Familie in ihrem Alltag und analysieren diese gemeinsam mit dem Forschungsteam. Außerdem werden Concept Cartoons zur Diversität von Familien gemeinsam entwickelt und diskutiert. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler profitieren von ihrer Teilnahme, indem sie als Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelt ernst genommen werden und ihre Perspektiven in einem geschützten und begleiteten Rahmen austauschen und reflektieren. Die Kinder erhöhen damit ihre Sensibilität für die Sichtweisen anderer, lernen sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden kennen und wenden sie an, und erwerben durch das offene Sprechen über familiale Diversität Kommunikationskompetenzen.
Um die didaktische Umsetzbarkeit im Unterricht zu sichern und nachhaltige Wirkungen zu erzielen, sind die Lehramtsstudierenden der PH Wien in den gesamten Forschungsprozess involviert und konzipieren die Forschungswerkstätten mit. Darüber hinaus evaluieren die Studierenden das Kartenset in ihren Praxisklassen in der Primarstufe, wodurch Peer Feedback von Volksschüler/innen eingeholt werden kann. An der Forschung beteiligt sind Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Schulstufe in einer urbanen und einer ländlichen Volksschule in Wien und im Burgenland, Lehramtsstudierende der Pädagogischen Hochschule Wien sowie Schülerinnen und Schüler der Praxisklassen der PH Wien. Das gemeinsam entwickelte Kartenset wird über die Projekt-Homepage dauerhaft und kostenlos verfügbar sein. Um weitere nachhaltige Effekte zu erzielen, werden Kartenset und Forschungsergebnisse im Rahmen einer öffentlich zugänglichen Abschlussveranstaltung präsentiert.
(Fotocredit © UNIVIE, Projekt SMILE, Zartler)